Amira Sultan Ensemble
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Amira Sultana Ensemble
Dialogprojekt gefördert von den Kultursekretariaten NRW Musikkulturen Katalog 2023/24
Maqamat und Raga im Spanungsfeld zwischen Hindu Osmanischen Tradition und westlicher zeitgenössischer Musikimprovisation.
Indisch-Arabisch–Deutsches Dialogprojekt
Im Mittelpunkt dieses Projekts soll der kreative Austausch und die künstlerische Auseinandersetzung derjahrhundertealten Musikformen der Raga und Maqam des Nahen und des Mittleren Ostens mit der hiesigen avantgardistischen freien Improvisationsmusik stehen.
Dabei treten traditionelle östliche und westliche Instrumente, Neyflöte, indische Bansuri Flöte, Tabla, Saxofon und Cello und indischer sowie arabischer Gesang in einen Dialog miteinander.
Zum Inhalt:
Im Rahmen dieses Dialog Projektes ist es unser Anliegen, die verbindenden Elemente zwischen den jahrhundertealten östlichen Musikkulturen Indiens und des Nahen Ostens musikalisch zu erforschen und die verbindenden Elemente in der Tonalität und Ausdrucksweise mit den verwandten melodisch osmanischen Maqamats und klassischen Hindustani/Caranatic Ragas/Ragams als Basis des Dialogs im harmonischen Zusammenspiel und Austausch hervorzuheben. Weiterhin wollen wir diese musikalischen Traditionen im Zusammenspiel mit der Freiheit und Neugier des zeitgenössischen westlichen Musikverständnis hier bewusst in den musikalischen Austausch zu stellen.
Musikalischer Inhaltlicher Kontext:
Maqam und Raga repräsentieren traditionelle modale Musikformen der klassischen Musik des Ostens. Beide Musikkulturen sind tief verankert in ihrem kulturellen Kontext von nord- südindischer klassischer Musik und der arabischen und türkischen Welt bis Persien. Was sie verbindet ist das Zusammenspiel von Melodieund Rhythmus, die Hervorhebung des persönlichen Ausdrucks, die individuelle Ornamentation, sowie methodische persönliche Improvisationen im Rahmen des musikkulturellen Kontextes, sowie die Monofonie der melodischen Strukturen und das Nichtvorhandensein von harmonischer Begleitung.
Wesentliche Merkmale der westlichen freien Musikimprovisation sind einerseits die spontane – impulsiveReaktion, die Auseinandersetzung mit dem Gehörten, die gemeinsame Suche nach einer inneren Dramaturgie und die Gestaltung von Klängen, Melodien und Rhythmen in einem dramaturgisch sinnvollen formalen Zusammenhang.
Auch typisch ist Erarbeitung eines gewissen musikalischen Vokabulars, einer Textur, die gemeinsam von der Gruppe der Musizierenden entwickelt wird und auf diese Weise nachhaltig das musikalische Geschehen verbindlich mitbestimmt.
Historischer Kontext:
Durch die jahrhunderte alte wirtschaftliche Verbindung zwischen Indien und der osmanischen Welt,haben sich diese Musikkulturen schon seit dem frühen Mittelalter gegenseitig beeinflusst.
Die Authorin Dr. Divya Mansingh Kaul von der University of Dehli schreibt “During the medieval period whenMuslims came to India, North Indian music went through a metamorphosis, blending in itself beautifully the Arab, Persian and Central Asian influences. In this process new forms and styles developed which continue to survive even today. The process of intermingling and blending of ideas and techniques was so completethat any attempt to delineate the indigenous and foreign elements would be futile. The Hindustani music that developed as a result of such synthesis was based on rich Indian tradition and its interaction with the Persian, Arabic and Central Asian influences….. a major influence on Indian music can be attributed to the Sufis. Sufis have left indelible imprint on Hindustani music.” Zitat: Hindustani and Persio-Arabian Music (An Indepth, Comparative Study, Kanishka Publishers, 2007)
Zahlreiche traditionelle Raga/Ragam der Süd und Nord Indischen klassischen Musik haben identischeIntervalle und Noten mit Maqamats der historischen osmanischen Musikkulturen und sind bis heute fester Bestandteil der kurdischen, arabischen und türkischen Musik.
Wie zum Beispiel Maqamt Kurd und Raga Bhairavi (D,Eb,F,G,A,Bb,C,D) und Maqamt Higaz Kar und Raga Bhairav (D,Eb,Fis,G,A,Bb,Cis,D).
Zu den Teilnehmer*innen:
Wir haben gezielt Musiker*innen für dieses Projekt ausgewählt, die mit Offenheit und Forschungsgeist in dieBegegnung gehen.
Wir haben für diesen Austausch die Gegenüberstellung von Sänger*innen aus diesen Kulturen gewählt, da die menschliche Stimme das Fundament für die melodische Ausdrucksweise, Klangfarbe undOrnamentation, in der indischen sowie nahöstlichen Kultur ist, auf dem alle andere instrumentalen Interpretationen basieren. Am nächsten zum Gesang ist der Ausdruck der indischen Bambusflöte (Bansuri), sowie die türkische und arabische Ney-Flöte aus Schilf.
Die Spielweise und Technik der Flöten sind vollkommen anders. Doch können sich die Flöten beider Kulturen im melodischen und harmonischen Dialog verbinden.
Der indische Perkussionist schafft die rhythmische Grundlage für den musikalischen Austausch derKulturen. Durch seine internationale musikalische Erfahrung hat er ein vielseitiges Repertoire an verschiedensten stilistischen Möglichkeiten, die für dieses Projekt immens wichtig sind.
Die westlichen Instrumente wie Saxofon und Cello ermöglichen den Austausch zwischen den kulturell geprägten Strukturen. Sie sind sehr gut geeignet, neue Klangwelten zu erforschen und den Austausch deröstlichen Musiktraditionen in einen transkulturellen experimentierfreudigen Klangraum zu heben. Diesbezüglich kommt der Dialog zwischen den alten, über Jahrhunderte gewachsene Musikkulturen desOstens, basierend auf innerlichen, tief verwurzelten kulturellen Erfahrungen in den Dialog mit der extrovertierten Musikerfahrung der westlichen multikulturellen Metropolen zustande.
Die wichtigsten Aspekte dieser Zusammenarbeit sind Verständnis, Toleranz und Empathie für andere Kulturen.
Line-up:
Prashanthi Sankaran, Indischer klassischer Gesang, Klavier und Musikproduktion.
Prahanthi Sankaran, ist in Bangalore, Karnataka, Süd Indien aufgewachsen und lebt seit 2012 in Köln. Von1998 bis 2007 hat sie klassischen Caranatic Gesang Süd Indians und Hindustani Gesang Nord Indiens studiert.
2018 absolvierte sie ein Studium im Bereich der elektronischen Musikproduktion in Köln. Sie verbindet Elemente indischer klassischer Musik mit westlicher klassischer und zeitgenössischer Musik.
Zurzeit arbeitet sie mit dem Pianisten Marcus Schinkel an einem Projekt integrativen Musikprojekt, basierend auf dem Werk Beethovens Missa Solemnis zusammen mit kurdischen jüdischen und buddhistischen Musiker:innen. Prahanthi ist eine Vertreterin der musikalischen interkulturellen Zusammenarbeit.
Shashank Subramanyam, ein international etablierter Meister der Indischen Bambusflöte, ausgebildet von seinem Vater und dem legendären Vokalisten Palghat K.V Narayanasami in Hundustani-Musik . Er hat eine virtuose Stilistik auf seinem Instrument entwickelt, die es ihm ermöglicht, mit spielerischer Freiheit die Grenzen der indischen Musiktradition zu durchbrechen und meisterhaft Verbindungen zu anderenMusikkulturen zu schaffen sowie in die zeitgenössische westlicher Musikkultur einzutauchen ohne den Zuspruch und die Würdigung seiner Tradition als fundamentale Stütze zu verlassen. Shashank arbeitete seit über dreißig Jahren zusammen mit Musiker:innen wie zum Beispiel den Gitarristen John McLaughlin und Paco De Lucia, dem Tablaspielern Zakir Hussain, Ustad Sultan Khan, Pt. Vishwa Mohan Bhatt und Pt. Ajoy Chakraborthy.
2009 Grammy Nomination für das Album mit Gitarrist John McLaughlin. 2017 wurde im der Sangeet NatakAkademi Senior Award verliehen. BBC World TV hat eine Dokumentation über ihn präsentiert mit dem TitelShashank Destination Music.
Ramesh Shotham ist einer der vielseitigsten und außergewöhnlichsten Musiker der Kölner Szene. Er stammt aus Madras, heute Chennai, und ist im Rock, Jazz, Fusion, in der improvisierten und vielen anderen Musiken zu Hause. Unvergessen sind seine Konzerte mit Charlie Mariano, dem Karnataka College of Percussion oder der WDR Big Band.
Im südindischen Madras (heute Chennai) geboren, ist Ramesh Shotham als Perkussionist Wanderer zwischen den Welten. Ein Ravi Shankar-Konzert in Delhi und John McLaughlins Mahavishnu-Orchestra stießen ihn auf seine eigenen Wurzeln, und er begann, südindische Trommelkunst auf Pakhawaj, Tavil, Ghatam, Mridangam und Kanjira zu studieren. 1980 kam er mit dem indischen Jazz Yatra Sextett nach Europa und entschied sich, hier zu bleiben, genauer gesagt: in Köln. Seit dieser Zeit erarbeitete er sich seinen Ruf als einer der gefragtesten Perkussionisten in der World Music-Szene ebenso wie im Jazz.
Güler Bulgurcu, Sängerin und Dafspielerin
geboren in Istanbul, 2008 Erasmus-Studium, Universität Greifswald
Brückenklang Workshop – TranskulturellesArrangieren und Komponieren mit Kioomars Musayyebi und Andreas Heuser. Community Musik als fünftägiger Workshop in der Landesmusikakademie NRW in Kooperation mit Musicians without Borders.
Sängerin bei Aramic Ensemble in Essen (OrientalischeMusik)
Sängerin und Dafspielerin bei Güler&Firat (kurdische, türkische, armenische Musik)
2019 Musikalische Geschichten vom Bosporus: Erinnerungen an Istanbul mit Gesang (Open Stage – RUB Arts &Culture International)
2018 Musikalische Repräsentationen der Einsamkeit: Vorstellung der Forschung mit Musik (3.Studentische Konferenz im Musischen Zentrum der Ruhr-Universität-Bochum)
Sängerin bei Yakamos in Bochum (Weltmusik)
Ludger Schmidt, inspiriert vom Free-Jazz der siebziger Jahre, der Bochumer Rockszene und dem Avantgardemusiker und Komponisten Pervez Mirza, beschäftigt Ludger Schmidt sich seit über fünfundvierzig Jahren mit der Freien Improvisierten Musik.
Durch eine fundierte Ausbildung an der Musikhochschule Detmold und weiterführende private Studien bei Frieder Lenz (langjähriger Assistent von Paul Tortelier) und Frieder Obstfeld (ehem. Cherubini-Quartett),durch seine Mitarbeit an vielen Theaterbühnen und in vielen Musikensembles in den Bereichen Jazz,Klassik, Moderne und Weltmusik hat er sich ein Repertoire an musikalischen Möglichkeiten erarbeitet, dasVioloncello in den unterschiedlichsten Projekten gezielt einzusetzen: Musik in Verbindung mit darstellender Kunst, mit Literatur, mit Tanz.
CD-Veröffentlichungen u.a.mit The Dorf, The Sephardics, East-West Pacem Orchestra mit den Essener Philharmonikern, Collage 11, Ensemble DRAj und einigen mehr.
Mit seinem Ensemble The Sephardics gewann er 2017 den 1. Preis “creole – Globale Musik aus NRW”
2019 den `RUTH` Preis der dt. Folk und Weltmusik 2020 den WDR-Jazzpreis mit The Dorf.
2018 Zusammenarbeit mit dem indischen Vocal/Piano DuoSourendro-Soumyojit mit einem Konzert im Rahmen desinternationalen Festivals Moers.
Maren Lueg ( Saxophone, Querflöte, arabische und türkische Ney Flöten & Mizmar. )
Die Musikerin und Komponistin hat ihr Diplom in Saxophon und Jazz an der University of Highlands andIslands in Schottland und ein Music Performance Masterstudium der arabischen und türkischen Ney Flöte an der Hochschule der Afrikanischen & Orientalischen Studien in London abgeschlossen. Auf zahlreichen Studienreisen nach Kairo und Istanbul ist sie in die Tiefen der Musik und Kultur des Mittleren Ostens eingetaucht.
Ihre zahlreichen Projekte und Ensembles in Deutschland und Großbritannien fokussieren sich auf das kreative Zusammenspiel zwischen Westen und Osten.
Seit 2014 leitet Maren Lueg diverse musikalische Projekte mit syrischen Musikern in NRW. Anfang 2017 gründete sie EastWest-Pacem Orchestra. Höhepunkte des Ensembles waren ein Auftritt im Rahmen derMultimedia-Installation „Der Zauber des alten Damaskus“ 2019 in Hagen
sowie die Zusammenarbeit mit der Essener Philharmonie für das Konzert „Erinnerungen des Alten Damaskus“, das 2020 in der Essener Philharmonie uraufgeführt und mitgeschnitten wurde. Daraus entstand das CD-Doppelalbum East – West Pacem Orchestra Damascus, 2020. Seit 2020 studiert Maren indische klassische Musik und Gesang mit der Hindustani-Sängerin Indrani Mukherjee, dem indischen Flötisten Shashank Subramanyam und dem Saxophonisten Jesse Bannister.
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